Amazon Retail Arbitrage

Retail Arbitrage im Amazon Handel – Alles, was ein Barcode hat

Als Händler auf amazon.com ist einem sicher schon häufig der Begriff Retail Arbitrage begegnet. Hier in Deutschland gewinnt das Geschäftsmodell aber gerade erst an Beliebtheit.

Besonders für Einsteiger ins Amazon Business kann diese Art des Handels aber ein sehr spannendes Thema sein. Ein Mann, der sich bestens mit dem An- und Verkauf von Handelsware auskennt, ist Philip Kleudgen von amaclick.de. Er ist selbst Amazon Händler und berät Seller, von Einsteiger bis Profilevel, wie man sein Business mit Retail Arbitrage aufbauen und skalieren kann.

Retail Arbitrage vs. Handelsware – Gibt es einen Unterschied?

Ob nun der Begriff Handelsware oder Retail Arbitrage fällt, spielt für Philip Kleudgen keine Rolle. Für ihn ist Retail Arbitrage das Geschäft mit Handelswaren, da es sich bei den verkauften Produkten immer um Fremdmarken handelt. Quasi alles, was einen Barcode hat, fällt unter den Oberbegriff Retail Arbitrage. Dabei ist es vollkommen egal, ob man seine Ware aus dem Supermarkt um die Ecke, im Großhandel oder Online bezieht.

Die zentralen Vorteile des Retail Arbitrage Geschäfts sind:

  1. Geringe Kapitalanforderungen – Man kann mit einem Artikel in geringer Stückzahl beginnen.
  2. Fremdmarken (Markenartikel bringen Bekanntheit und Suchvolumen mit, sodass Werbeausgaben deutlich geringer oder teilweise gar nicht nötig sind.
  3. Geringeres Risiko

Der An- und Verkauf von Handelswaren ist für Kleudgen außerdem der perfekte Einstieg ins Amazon FBA Geschäft. Denn besonders für Neueinsteiger, die mit den Prozessen und Eigenheiten des Amazon-Handels noch weniger vertraut sind, bietet es mehr Vor- als Nachteile.

Mit dem Handy in den Supermarkt

Wie Kleudgen erzählt, ist eine typische Vorgehensweise von Berufseinsteigern im Retail Arbitrage Geschäft, mit dem Handy in der Hand durch die Supermärkte in der näheren Umgebung zu laufen und die einzelnen Produkte zu scannen. Dies funktioniert mit der Amazon Seller App, mit der man die Barcodes aller Produkte erfassen kann und sofort Informationen über Abverkauf und Preisspanne auf Amazon erhält. So hat der Händler eine direkte Einschätzung, ob es sich lohnt diesen Artikel in sein Sortiment aufzunehmen oder eben nicht.

Als Faustregel gilt: Um die Transaktionsgebühren und FBA Kosten wieder auszugleichen sollte der Artikel für den dreifachen Preis auf Amazon verkauft werden.

Besonders beliebt für den Anfang sind Produkte von Wühltischen oder stark reduzierte Waren im Kaufhaus – von Haushaltselektronik, über Spielzeug oder Lebensmitteln kann alles dabei sein.

Wichtig zu berücksichtigen ist, dass für bestimmte Produkte und Produktkategorien individuelle Anforderungen gelten. Lebensmittel bspw. müssen eine Mindesthaltbarkeit von noch mindestens vier Monaten ab Einsendedatum vorweisen können. Frische Äpfel würden sich dementsprechend also weniger eignen. Im Gegensatz zu Cornflakes oder Gummibärchen, die sich innerhalb des Retail Arbitrage Geschäfts großer Beliebtheit erfreuen.

Die beste Vorgehensweise – Nach bunten Preisschildern Ausschau halten

Doch wie geht man am besten vor, um die perfekten Retail Produkte für sein Amazon Geschäft zu finden? Man kann als Händler selbstverständlich nicht durch alle Regale eines großen Kaufhauses gehen und jeden Barcode abscannen, um das perfekte Produkt zu finden.

Philip rät daher seinen Klienten, wie oben schon beschrieben, mit den Wühltischen anzufangen. Dort finden sich oft kleine, reduzierte Schätze, die sich bereits gut auf Amazon verkaufen und an deren Listings man sich nur noch dranhängen muss.

Der nächste Schritt ist tatsächlich durch die Reihen des Marktes zu laufen, aber nicht jedes einzelne Produkt zu scannen, sondern speziell auf Rabattschilder zu achten.

Auch hier gilt wieder die Faustregel: Mindestens 30 % Preisnachlass sollte es auf ein Produkt geben, damit es für den Amazon Händler interessant wird.

Sondereditionen – Beispiel: weiße Snickers

Retail Arbitrage Produkte müssen keine Besteller sein. Im Vordergrund steht die Marge. Besonderes Augenmerk schenkt Kleudgen den Sondereditionen renommierter Marken. Sein Lieblingsbeispiel
an dieser Stelle sind weiße Snickers.

Da er selbst ebenfalls als Seller auf amazon.de seinem Geschäft nachgeht, ist er immer wieder auf der Suche nach Schätzen für das eigene Sortiment.

Vor einigen Jahren sah er in einem Supermarkt weiße Snickers an der Theke. Zur damaligen Zeit wurde diese Sonderedition aber noch nicht von vielen Einzelhändlern angeboten, weshalb man die weißen Snickers nur an bestimmten Orten kaufen konnte. Also machte er sich schlau, in welcher Preisklasse die weißen Snickers auf Amazon über den virtuellen Landetisch gingen und wurde schnell überrascht. Bei einem Einkaufspreis von 1,30 Euro für eine Packung mit acht Riegeln wurden teilweise 16 Euro als Verkaufspreis angegeben.

Der Vorteil bei dem Produkt: Jeder kennt es und braucht keine weitere Erklärung mehr.

Also besorgte er sich diese weißen Snickers, hängte sich an ein Listing und verkaufte über Wochen und Monate die weiße Sonderedition mit großer Marge weiter.

Kleiner Aufwand. Großer Profit.

Genau auf diesem Beispiel beruht das System von Philip, das er jedem Händler, der ihn um Rat bittet, mit an die Hand gibt. Mit möglichst kleinem Aufwand, den größtmöglichen Profit zu erwirtschaften. Verkauft sich ein reduziertes Produkt gut auf Amazon? Wenn ja, dann einkaufen und an das Listing hängen. Dies muss nicht nur mit Neuware geschehen. Auch gebrauchte Artikel lassen sich hervorragend für den Einstieg ins Retail Arbitrage Geschäft verwenden und hohe Margen erzielen – sehr beliebt: Bücher.

Möchte man sein Retail Arbitrage Business skalieren, lohnt sich ein Outlet Store Besuch. Fashion Artikel, speziell Schuhe, können in höheren Stückzahlen und zu besseren Preisen als in herkömmlichen Kaufhäusern erworben werden und ermöglichen Gewinnspannen im fünfstelligen Bereich, so Philip Kleudgen.

Trotz alledem sieht er dieses Geschäft eher als Einstieg ins größere Amazon Business. Um zu lernen, wie es überhaupt funktioniert, an welche Listings man sich dranhängen kann und welche Bereiche es überhaupt gibt.

Aus diesem Grund erklärt Kleudgen seinen Beratungskunden häufig, dass sie dieses Geschäft ein paar Monate testen und lernen sollen, um danach in den reinen Online Handel zu wechseln.

Aus einem breiten Sortiment in die Nische

Denn ab einem bestimmten Zeitpunkt im Business erkennt man, dass bestimmte Produktkategorien oder einzelne Produkte sich besser verkaufen als andere.

Im Laufe der Zeit baut man sich als Retail Arbitrage Händler ein immer breiteres Sortiment auf, ohne Spezialisierung auf eine bestimmte Kategorie. Das können bis zu vierstellige ASIN-Anzahlen bei herauskommen, wenn man fleißig ist. Kennt man sich aber in einer Produktkategorie aufgrund von Hobbies und privater Interessen sehr gut aus, kann dies ein geeigneter Hebel für den Übergang zur Online Arbitrage sein.

Als passionierter Läufer, kennt man sich höchstwahrscheinlich mit gängigen Preisen für Laufbekleidung aus. Mit dem angeeigneten Wissen aus dem Retail Arbitrage Geschäft und dem Hobby ist es durchaus plausibel in dieser Nische sein Geschäft aufzuziehen.

Kleinstmengen ins FBA Lager? Wie funktioniert die Logistik?

Normalerweise ist das Retail Arbitrage Geschäft ein reines FBA Geschäft. Es gibt aber auch vereinzelt Produkte, die für den FBA Handel gesperrt sind. Dazu zählen beispielsweise Spraydosen.

Jetzt fragen sich sicher viele, ob man tatsächlich seine fünf Fläschchen Nagellack oder seine drei Tuben Haargel ans Amazon Lager verschickt. Kurz gesagt: Nein.

Man muss für den Versand ins Lager schon eine gewisse Anzahl an Produkten zusammenbekommen, um mehrere Kisten vollzukriegen und sie daraufhin versenden zu können. Außerdem haben viele verschiedene Produkte den Vorteil, dass man sofort mehr ASINs zusammen hat, die das Sortiment vergrößern.

Zum Schluss – Fettnäpfchen, in die jeder tappt

Die Zulassungsbeschränkung ist ein Fettnäpfchen, in das jeder neue Amazon Seller tappt. Nicht jede Produktkategorie ist jedem Seller für den Handel freigegeben. Besonders wenn es um Luxusmarken geht, ist Amazon besonders streng, was die Auswahl der Verkäufer betrifft. Daher sollte man sich als neuer Amazon Seller jedes Mal, bevor man ein Produkt in sein Sortiment aufnimmt, checken, ob die Kategorie des Produktes für einen selbst gesperrt ist. Dies funktioniert meistens durch den Barcode Scanner in der Seller App, in der dies sofort angezeigt wird.

Im Falle einer Sperrung kann man in vielen Fällen aber einen Antrag bei Amazon auf Entsperrung stellen und ist ab diesem Moment für diese Kategorie dauerhaft freigeschaltet. In manchen Fällen braucht man dazu Originalrechnungen vom Hersteller, um freigeschaltet zu werden.

Für Marken, wie LEGO oder Playmobil muss man dahingehend schon etwas länger als Seller auf Amazons Straßen unterwegs sein. Der Grund dafür ist, dass Amazon ein besonderes Kundenerlebnis schaffen möchte. Dies geht nur mit erfahrenen Händlern.

Darüber hinaus kann eine zu kleine Kalkulation des Verkaufspreises negative Folgen für das eigene Geschäft haben. Hängt man sich mit seinem Produkt an ein Listing mit ca. 20 weiteren Händlern, ist die Gefahr groß, dass einer dieser anderen Seller schnell seine Produkte loswerden möchte, um Platz für Neuware zu schaffen. Wenn er im Zuge dessen seine Preise so drastisch senkt, dass er alle anderen unterbietet, wird man seine eigenen Produkte nicht mehr los. Aus diesem Grund ist es wieder ratsam mit kleinen Mengen zu handeln. Wenn man in ein solchen Konkurrenzkampf gerät und verliert, dann tut es einem selbst nicht so sehr weh, da man noch hunderte andere Produkte hat.

Fazit: Der Anfang ist schnell gemacht.

Wie man sieht, ist der Einstieg ins Amazon Geschäft gar nicht so kompliziert, wie es anfänglich den Anschein macht. Philip Kleudgen und sein Team von Amaclick stehen für Fragen jederzeit zur Verfügung.

Die Produktvielfalt im Retail Arbitrage ist schier grenzenlos. Alles, was einen Barcode hat, kann für Arbitrageure im Amazon Geschäft lukrativ sein.

Ihr habt Fragen an uns? Postet diese gerne in die Kommentare. Wir helfen immer gerne.

Zur besseren Übersicht des Interviews:

Zeit Thema
00:00 Intro
00:48 Philip, wie bist Du zum Amazon Geschäft gekommen?
01:28 Wann bist Du selbst in den Amazon Handel eingestiegen?
03:42 Handelsware vs. Einzelhandel vs. Retail Arbitrage: Synonyme oder gibt es Unterschiede?
05:00 Mindestmengen und Kapitalanforderungen – Reden wir über Einzelstücke oder Großmengen?
07:21 Retail Arbitrage mit Lebensmitteln – Wie kritisch ist die Haltbarkeit?
07:56 Wie funktioniert der Scouting Prozess von Produkten? Muss man 50.000 Artikel scannen?
10:03 Aufwand reduzieren: Muss man Zeit in die Listing Optimierung investieren?
10:32 Taschengeld aufbessern oder skalierbares Geschäft?
11:58 Einkauf im stationären Einzelhandel: Kann man Preise verhandeln?
12:58 Was sind handelsübliche Mengen bei Bestellungen in online Shops?
13:44 Wie viele ASINs hat man typischerweise im Sortiment?
16:16 Ausfallwahrscheinlichkeit – Ist Einzelhandel weniger riskant?
17:38 Buy Box Wettbewerb – Wie bewertest Du Konkurrenz?
18:28 Einkauf in Online-Shops – Muss man für die Produktrecherche selbst programmieren können?
19:33 Zulassungsbeschränkte Kategorien und gesperrte Produkte – Wie gehst Du damit um?
23:06 Wie funktioniert die Logistik? FBA oder FBM?
24:07 Gary Vaynerchuks Garage Sale Arbitrage – Prinzipiell der gleiche Ansatz, oder?
25:25 Fettnäpfchen und vermeidbare Fehler – Was würdest Du heute anders machen?
27:25 Schulungen, Kurse und Deine Händlergruppe – Wie findet man Unterstützung?
30:08 Wie kann man dich erreichen?

Philips Emailadresse:
philip@amaclick.de

Die Links zum Video:
https://privatelabeljourney.de/
https://www.restposten.de/
https://www.zentrada.de/

Relevante Amazon Hilfe-Seiten:
Kategorien freischalten
Versand durch Amazon: Verbotene Produkte

 

Johannes Kliesch (SNOCKS) über Lehrgeld, Branding & amazon.com

Johannes Kliesch (SNOCKS) über Lehrgeld, Branding & amazon.com

Als Johannes Kliesch und Felix Bauer 2016 Ihre ersten Sneakersocken über alibaba.com eingekauft haben, hätte wohl niemand die Erfolgsgeschichte erahnen können, die das Team von SNOCKS schreiben sollte. Natürlich handelt aber auch eine Erfolgsgeschichte nicht nur von Einhörnern und Regenbögen, und so freue ich mich sehr darüber, wie ehrlich und transparent Johannes über Fehler und Lehrgeld gesprochen hat.

Anhand der Video-Intro seht Ihr, dass ich ursprünglich an das Video mit Till Andernach anknüpfen wollte, doch im Gespräch haben wir dann thematisch wesentlich weiter ausgeholt. Die detaillierte Übersicht der Inhalte findet Ihr mit den jeweiligen Zeitstempeln unten. Spannend fand ich alle Themen, doch Johannes Perspektive auf das Thema Branding war für mich ein persönliches Highlight.

Zur besseren Übersicht der Inhalte:

Zeit Thema
00:00 Intro
01:02 Johannes, wie seid Ihr zum Amazon Handel gekommen?
06:54 Amazon Produktrecherche – Der Sneakersocken Heureka Moment
12:08 Produktion – Wie habt Ihr Eure Hersteller gefunden?
14:28 Produktion – Risikodiversifikation und die Arbeit mit mehreren Herstellern
20:35 Amazon Pan EU – Fokus auf Deutschland oder habt ihr direkt internationalisiert?
23:18 Branding als Amazon Growth Hack
46:30 Expansion in die USA – Wie fing das bei Euch an?
48:09 Legal Setup – Habt ihr eine eigene Gesellschaft für das US Geschäft gegründet?
48:55 US Bankkonto – Wie habt ihr das gelöst?
49:58 Sales tax – Wie aufwändig ist das Thema? Welche Anbieter nutzt ihr?
53:32 Product Compliance – Musstet Eure Produkte für die USA vorbereitet werden?
55:04 „Es ist sau einfach in den USA zu starten und es ist sau schwer in den USA Geld zu verdienen“
01:08:44 Ist Eure Branding Strategie auf die USA übertragbar?
01:09:32 Welche Rolle spielt externer Traffic?
01:13:23 Welche Pläne habt Ihr für das kommende Jahr?

Interviews, auf die wir uns im Gespräch bezogen haben:

Experte Thema
Till Andernach Expansion in die USA
Yvan Byishimo Internationale Logistik
Caspar ter Horst Produktkonformität

Tools und Partner, die Johannes im Interview erwähnt:
https://www.taxjar.com/
https://www.alton.de/

Ihr habt Fragen oder Anregungen? Postet diese gerne in die Kommentare.

Produktkonformität für Amazon Seller - Mit Caspar ter Horst von ProductIP

Produktkonformität für Amazon Seller – Von brennenden Akkus bis laute Staubsauger

Sourcing in China – Eine beliebte Strategie vieler Amazon Seller, um Produkte schnell und kostengünstig listen zu können. Die große Anzahl an Herstellern und vielfältigen Einkaufskonditionen sind dabei wichtige Faktoren für die Wahl auf das Reich der Mitte.

Doch sollte bei der vermeintlich leichten Auswahl von Herstellern und dem einfachen Einkauf der Produkte die Produktkonformität nicht außer Acht gelassen werden.

Die Produktkonformität beschäftigt sich mit EU- und Landesgesetzgebung und der Frage, ob ein Produkt allen Anforderungen genügt. Aspekte, die bei der Einhaltung eine Rolle spielen, sind:

  1. Risiken für den Verbraucher
  2. Risiken in Bezug auf die enthaltenden Stoffe im Produkt
  3. Energieverbrauch
  4. Entsorgung
  5. Recycling

Caspar ter Horst, Managing Director bei der Beratungsfirma ProductIP ist Experte auf diesem Gebiet und bringt seine Kunden in Sachen Produktkonformität auf den richtigen Weg. Denn die Folgen durch defekte, nichtkonforme Produkte können teilweise verheerend sein.

Wenn´s plötzlich brennt – Elektronikprodukte als Ursache für Wohnungsbrände

Im Jahr 2019 konnten 30 % aller Wohnungsbrände in Deutschland auf die Elektrizität zurückgeführt werden. Darunter fallen hauptsächlich alte oder fehlerhafte Elektronikprodukte. Schlechte Verarbeitung, kaputte Kabel oder einfach zu alte Geräte – ein Kurzschluss in der Elektrik kann sich zu einem großflächigen Brand ausweiten. Daher ist es wichtig, dass in Deutschland und der EU allgemein verkaufte Artikel bestimmten Richtlinien und Standards entsprechen, um diese möglichen Katastrophen verhindern zu können.

Ein Produkt, das in den vergangenen Jahren häufiger wegen Brand- und Explosionsgefahr in der nationalen Berichterstattung zu finden war, ist das Hoverboard.

Der Grund für das Entflammen der zweirädrigen Boards ist immer wieder der gleiche – der Akku.

In den Geräten – übrigens auch in Smartphones oder Kopfhörern – werden Lithium-Ionen-Akkus verbaut. Aufgrund der hohen Nachfrage dieser Akkus leidet oftmals die Qualität der Produkte. Die Herstellungsfabriken kommen der Nachfrage kaum noch hinterher und so schleichen sich durch die Überbelastung Fehler in der Produktion ein. Einer der Hauptgründe dafür ist der fehlende Schutz zwischen dem Minus- und dem Pluspol. Wird sie falsch eingebaut oder beschädigt, fangen die Akkus Feuer.

Amazon Seller, die Produkte mit solchen Lithium-Ionen-Akkus im Sortiment führen, sollten daher ein besonderes Augenmerk auf die Konformität ihrer elektronischen Produkte legen.

Produkt: Gartenmöbel – Kann man da was falsch machen?

Ein Beispiel, bei dem die Konformität des Produkts auf den ersten Blick keine große Rolle zu haben scheint, sind Holzmöbel. Doch wird das falsche Holz verwendet, kann es für den Händler teuer werden.

2013 wurde die EU Timber Regulation (Holzhandelsverordnung) ins Leben gerufen, die in der EU den Verkauf von Holz und Holzprodukten aus illegaler Rodung verbietet.

Caspar ter Horst erinnert sich an einen Fall, der sich vor ein paar Jahren in den Niederlanden ereignet hat. Dort hatte sich nämlich ein Händler Möbel aus Holz importieren wollen, welches nach seinem Wissen aus Brasilien stammt. Bei einer Isotopenuntersuchung kam aber heraus, dass dieses Holz nicht aus Südamerika, sondern aus Myanmar in Asien stammt, woher der Import von Holz strengstens verboten ist. Dies hatte zur Folge, dass dem Händler die Produkte abgenommen wurden und er eine Strafe zu zahlen hatte, die dem Warenwert entsprach.

Daher ist es immer ratsam amtliche Dokumente über die Herkunft seiner Rohstoffe zu führen, um bösen Überraschungen bei der Zollkontrolle aus dem Weg zu gehen.

Elektrogeräte und ihre Energieeffizienz – Von der LED-Lampe bis zum Staubsauger

Selbstverständlich versuchen auch Händler ihre Produkte besser darzustellen, als sie eigentlich sind. Besonders berühmt dafür sind die Energieeffizienzen von Kühlschränken, Spülmaschinen oder LED-Lampen. Laut Stiftung Warentest verbrauchen LED-Lampen durchschnittlich 4,6 Prozent mehr Strom als auf der Verpackung angegeben.

Ein anderes Gerät, bei dem die Watt Leistung als Marketing Argument genutzt wird, ist der Staubsauger. Vor einigen Jahren gab es in der Presse einen Aufruhr, da die EU die sogenannten Ökodesign-Anforderungen festgesetzt hat, in denen steht, dass Staubsauger ab sofort nur noch eine Leistung von 900 W haben dürfen und der Schallleistungspegel 80 dB nicht überschritten werden darf. Der Grund? Staubsaugerleistungen über dieser festgelegten Grenze bringen nur mehr Lärm als Leistung.

Der Handel wird durch diese Gesetzgebung zwar um ein Verkaufsargument beraubt, der Endverbraucher spart aber wertvolles Geld beim Stromverbrauch.

Produktkonformität auf EU-Ebene – Grundvoraussetzungen sind gleich

Grundsätzlich gilt, dass ein Produkt, das man in Deutschland auf den Markt bringt, auch in Spanien verkauft werden kann. Denn die EU betrachtet alle Mitgliedsstaaten zusammen als eine große Ökonomie, in der besonders die mittelständischen Unternehmen, die 70 % aller Arbeitsplätze stellen, geschützt werden müssen. Daher sind grundsätzliche Konformitätsvorschriften überall gleich. Erst wenn es auf die Eignung der jeweiligen Infrastruktur des Landes ankommt, können sich die Produkte unterscheiden – bspw. verschiedene Steckdosen, unterschiedliche Funk-Frequenzen oder Wasseranschlüsse.

Auch Warnungen und Hinweise werden in der jeweiligen Amtssprache des Landes auf die Verpackung gedruckt.

Sollten in Bezug auf die Produktkonformität Änderungen in Kraft treten, hat Caspar hat für Händler einen wertvollen Tipp:

Wird von der EU eine Änderung festgelegt, ist man als Händler gut beraten, sich zuallererst auf die Produkte mit dem meisten Umsatz zu konzentrieren und diese dahingehend zu optimieren. Wenn die Produkte für die Zukunft gut aufgestellt sind und wie gewohnt den notwendigen Umsatz einfahren, können die „kleineren“ Produkte optimiert werden.

Fazit

Sollte sich ein Amazon Seller bei dem Thema Produktkonformität nicht auskennen, steht Caspar ter Horst und sein Team von ProductIP gerne zur Verfügung. Denn für Caspar ist eins klar:

Als kleiner Händler unter dem Radar zu fliegen und Konformitätsrichtlinien zu unterwandern, ist keine gute Idee. Aufgrund der vielen Gesetze und Amazon Regularien, kontrollieren auch Fulfillment Center vermehrt die Produkte auf ihre EU-Tauglichkeit, um bei Verstößen selbst nicht haften zu müssen.

Außerdem ist jeder Händler gleichzeitig auch selbst Kunde von zahlreichen Produkten. Und wer will schon ein brennendes Haus aufgrund von schlechter Qualität und fehlender Produktkonformität? Letzten Endes sitzen doch alle im gleichen Boot.

 

Zur besseren Übersicht der Inhalte:

Zeit Thema
00:00 Intro
00:35 Was ist Produktkonformität?
01:43 Caspar, wie bist Du zum Thema Product Compliance gekommen?
03:45 Für US Amazon Seller ist Product Compliance ein großer Sorgenpunkt. Warum ist das Thema Produktkonformität in Europa weniger präsent?
05:50 Beispiel: Lithium-Ionen-Akkus – Was kann schiefgehen?
07:45 Beispiel: Gartenmöbel – Was dürfen Hersteller nicht übersehen?
09:51 Warum sind Energielabel oft zu grün?
12:46 Über Amazon international verkaufen – Viele Länder, viele unterschiedliche Regelungen?
15:44 In zwei Jahren ändert sich vieles – Wie entspannt kann man sich bis dahin zurücklehnen?
17:50 Unterschiedliche Produkte, unterschiedliche Anforderungen – Wie kann man den Überblick behalten?
20:12 Können kleinere Amazon Händler darauf spekulieren unter dem Radar zu fliegen?
22:55 Können ausländische Händler die Regularien umgehen?
29:43 Prüfen Händler die Compliance vor jeder Bestellung? Wie sieht die Praxis aus?
30:55 Macht Compliance den Handel langsamer?
33:59 Caspar, wie kann man dich kontaktieren?

Kontaktieren könnt ihr Caspar ter Horst und das Team von ProductIP über:
https://www.productip.de/#contact

Der Link zu den Compliance Tuesday Sessions:
https://www.productip.de/compliance-tuesday

Ihr habt Fragen an uns? Postet diese gerne in die Kommentare. Wir helfen immer gerne.

Zentrada Interview - Sourcing Strategien, Produkttests und Amazon Private Label

Martina Schimmel (zentrada.de) über Produkttests und Private Label Light

Im Rahmen des Händlerbund Marketplace Day sprachen wir mit Martina Schimmel über zentrada.de, online Großhandel und Private Label Strategien für Amazon Seller.

Beim Stichwort Private Label denken viele Amazon Händler intuitiv an Alibaba und das Sourcing in China. Margentechnisch ist der direkte Einkauf bei chinesischen Herstellern oft vorteilhaft, doch das Sourcing in Asien bringt auch Herausforderungen mit sich:

  • Höhere Frachtkosten
  • Längere Lieferzeiten
  • Die Themen Compliance und Produkthaftung (Stichwort: Inverkehrbringer)
  • Längere Darlehenslaufzeiten im Rahmen der Warenfinanzierung

Durch den Fokus auf europäische Lieferanten vereinfacht die Beschaffungsplattform zentrada.de viele dieser Themen. Im Interview verriet Martina Schimmel, dass der durchschnittliche Bestellwert zwischen 300€ und 400€ liegt. Die damit verbundenen geringeren Mindestbestellmengen dürften insbesondere für kleinere Amazon Händler spannend sein.

Sourcing Strategie: Handelsware

Wer sich für Handelsware interessiert, nutzt das Einkäufer- und Großhandelsnetzwerk typischerweise, um Aktionsware und saisonale Artikel einzukaufen. Einkäufer können ihre Kunden so regelmäßig überraschen und das Basissortiment abrunden.

Sourcing Strategie: Private Label Light

Produktentwicklung bzw. -einkauf wird von vielen Private Label Brands als „Single Shot“ verstanden, wodurch das finanzielle und zeitliche Investment steigt und das Absatzrisiko hoch ist.

Um das Verhältnis von Risiko und Rendite zu verbessern, sprach Frau Schimmel im Interview von „Private Label Light“. Die bestehenden Produkte eines Lieferanten werden hierbei anfangs nur geringfügig personalisiert. Die Mindestbestellmengen sind hierbei regelmäßig überschaubar, so dass das finanzielle Risiko kalkulierbar ist und das Produkt schlank im Markt getestet werden kann.

Erfolgreiche Produkte können in Folgeschritten dann stärker personalisiert werden. Typischerweise wird hierbei das Branding weiterentwickelt und Alleinstellungsmerkmale werden herausgearbeitet.

Ihr habt Fragen zum Sourcing oder zu zentrada? Postet diese gerne in die Kommentare.

Persönlich erreichbar ist Frau Schimmel per Email an:
martina.schimmel@zentrada.de

Warenfinanzierung für Amazon Seller

Warenfinanzierung für Amazon Händler – Wie im Pfandhaus

Wie finanziert man als Amazon Händler die Einführung eines neuen Produkts, wenn man nicht gerade seine Schwiegereltern um Geld anfragen kann oder möchte? Muss es immer der klassische Weg zur Bank sein? Nein, findet Nicolaus Hilgenfeldt von myos, dem ersten produktbasierten Finanzierungsunternehmen für Händler. Banken entscheiden selten anhand von Produktbewertungen über eine Finanzierung und schreiben Warenbeständen oft nur wenig bis gar keinen Wert zu. Bei myos ist das anders.

Es ist sozusagen eine Dienstleistung von Händler für Händler. Denn auch Hilgenfeldt und seine Kollegen kommen aus dem Amazon Handel und haben erkannt, dass es an dieser Stelle einen großen Bedarf gibt, schneller und einfacher Produkte finanzieren und bestellen zu können.

Doch um zu verstehen wie myos arbeitet, muss man erst einmal verstehen, wie die Finanzierung von Produkten im Handel funktioniert.

Warenfinanzierung vs. Factoring – Unterschiede in der Finanzierung

Einfach gesagt, beim Factoring werden Umsätze, aufgrund bereits gestellter Rechnungen, vorfinanziert. Der Vorteil für Unternehmen ist dabei, dass sie sofort auf Geld zugreifen können, um beispielsweise ein neues Produkt an den Start zu bringen und sich selbst weiterzubringen, ohne lang auf Geld warten zu müssen.

Besonders für Großhändler, die ihren Kunden lange Zahlungsziele einräumen, ist diese Finanzierungsform interessant. Ob dies auch für Amazon Händler relevant ist, hält Nico für unwahrscheinlich, da diese eh schneller von Amazon ausgezahlt werden.

Bei der Einkaufs- oder Warenfinanzierung geht es eher darum die Ware von der Bestellung/Produktion bis zum Verkauf zwischen zu finanzieren. Händler, die ihre Ware in China herstellen lassen, greifen häufig auf diese Finanzierungsform zurück, um die lange Wartezeit bis zu den Umsätzen überbrücken zu können.

An der Stelle gibt es auch wieder verschiedene Wege, wie die Zwischenfinanzierung funktionieren kann – über den klassischen Weg zur Bank oder über Fine Trader (Einkaufsfinanzierer). Fine Trader treten sozusagen als Zwischenhändler auf, indem sie die Ware beim Lieferanten einkaufen und dem Händler mit einem Preisaufschlag wieder weiterverkaufen. Der Händler kann den Preis dann über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten an den Fine Trader zurückzahlen.

myos möchte sich mit seinem Finanzierungsmodell von den Fine Tradern abgrenzen, da sie nicht als Zwischenhändler auftreten, sondern tatsächlich Darlehen vergeben, um den Händlern eine größere Flexibilität zu ermöglichen. Eine festgeschriebene Monatsrückzahlung gibt es da nicht. Hat der Händler einen wirtschaftlich guten Monat und möchte beispielsweise einen großen Betrag auf einmal an myos zurückzahlen, dann kann er das tun. Auch eine Rückzahlung, wenn die Ware noch gar nicht angekommen ist, gibt es bei der Finanzierungsmöglichkeit von myos nicht. Befindet sich die Ware noch auf dem Schiff Richtung Amazon Lager, wird noch keine Rückzahlung gefordert. Erst wenn mit dem Produkt Umsatz gemacht werden, beginnt die Abzahlung des Darlehens.

Finanzspritze über myos – Auch etwas für junge Händler? 

Nico Hilgenfeldt betont immer wieder, dass es myos bei der Händlerbewertung weniger um den Händler an sich geht, sondern vielmehr um das Produkt. Das macht es auch jungen Amazon Händlern möglich eine Produktfinanzierung zu erhalten, die noch über keine betriebswirtschaftliche Auswertung (kurz: BWA) verfügen.

Im Zuge des Onboardingverfahrens bei myos kann es durchaus vorkommen, dass man als Händler gewisse Unternehmensdokumente bereitstellen muss. Das sind dann aber eher die Gewerbeanmeldung oder die Gesellschafterliste. Nur in Einzelfällen kann es sein, dass nach einer BWA oder einem Jahresabschluss gefragt wird.

Hat man das Onboardingverfahren abgeschlossen, das auch nur einen zweiseitigen Rahmenvertrag beinhaltet, können Folgefinanzierungen schnell und einfach durchgeführt werden.

Eine Warenfinanzierung über myos – Wie läuft das ab?

Um die Finanzierung eines Produkts über myos abwickeln zu können, benötigt man weniger Daten über sich als Händler und sein Unternehmen, sondern vielmehr Informationen über das Produkt. Denn myos entscheidet über eine Finanzierung rein auf Basis der Produktdaten oder Transaktionsdaten. Im ersten Schritt reicht die Beantwortung von drei kleinen Fragen:

  1. Wie viele Einheiten werden bestellt?
  2. Wie oft wird das Produkt voraussichtlich im Monat verkauft?
  3. Zu welchem Preis wird es verkauft?

Anhand der Antworten kann eine erste grobe Einschätzung gegeben werden, wie hoch die Finanzierung der Produktbestellung ausfallen könnte.

Im zweiten Schritt reicht der Händler einen unverbindlichen Antrag für die Finanzierung ein. Bei der Antragsstellung muss der Händler einen Nachweis über die Verkäufe der letzten drei Monate mit beifügen, woraufhin myos daraufhin ein verbindliches Angebot und somit eine Finanzierungssicherheit abgeben kann. Der ganze Prozess dauert bis zu drei Tage.

Der Finanzierungsrahmen von myos liegt grundsätzlich zwischen 10.000 und 1.000.000 Euro pro Händler. Erkennt myos einen klaren Wachstumswert der Ware, kann auch ein kleinerer Finanzierungsbetrag vereinbart werden.

Der Zins auf die Finanzierung liegt bei 1 % bis 2,5 % pro Monat. Also zwischen 12 % und 30 % pro Jahr. Der monatliche Zins bezieht sich aber nicht auf den Gesamtbetrag, den man erhalten hat, sondern an dem noch offenen Betrag.

Ist der Finanzierungsrahmen für beide Seiten in Ordnung, kann die Ware beim Lieferanten bestellt werden. Muss im Zuge dessen eine Anzahlung geleistet werden, kann man mit myos absprechen, ob auch schon die Anzahlung von myos geleistet werden soll oder nicht.

Warensicherheit und Pfandhausprinzip – So funktioniert Auszahlung & Rückzahlung

Wurde die bestellte Ware produziert und verschifft, gibt es zwei Wege der Auszahlung.

myos benötigt zur Auszahlung des Geldes einen gewissen Warenwert als Sicherheit. Das können beispielsweise die Frachtpapiere sein, wenn myos den Lieferanten direkt auszahlt.

Eine andere Möglichkeit der Warensicherheit ist schon bestehender Lagerbestand des Händlers. Wenn also ein Händler sein Bestsellerprodukt für die kommenden neun Monate als Bestand im Lager zu liegen hat, kann er diesen Wert als Sicherheit geben, um ein neues Produkt anschieben zu können. Somit hängt die Geldauszahlung nicht an dem neuen Produkt, sondern an einem anderen. Die Produktmenge, die als Sicherheit gegeben wurde, wird dann in ein externes Lagerhaus von myos verschoben. Dies eignet sich besonders für neue Produkte, die noch keine große Verkaufshistorie aufweisen können und somit von myos eigentlich als ungeeignet bewertet werden würden. Glaubt man als Händler dennoch an dieses Produkt, kann man ein anderes seiner Produkte als Sicherheit geben, um den Ankauf der neuen Ware zu sichern.

Die Rückzahlung kann man sich so vorstellen wie in einem Pfandhaus.

Im Zuge der Finanzierung hat man also eine gewisse Menge seines Produkts als Sicherheit hinterlegt. Möchte man auf diesen oder einen kleineren Teil nun wieder zugreifen, kann man einen Teil des Darlehens zurückzahlen und für den gezahlten Betrag passende Menge „freischalten“.

Ein Händler kann sein Darlehen nicht mehr zurückzahlen – Was nun?

Ist es einem Händler aber nicht mehr möglich sein Darlehen zurückzuzahlen, dann kann bei myos noch eine Schonfrist beantragt werden. Ist auch diese vorüber und der Händler zahlungsunfähig, würde myos die als Sicherheit gegebene Ware selbst auf Amazon verkaufen.

Dabei ist aber wichtig zu wissen, dass die Produkte nicht zu Ramschpreisen veräußert werden, um die Listings nicht kaputtzumachen, sondern zu normalen Preisen, um den Finanzierungsbetrag so viel wie möglich zurückholen zu können.

Einen Gewinn darf myos mit dem Verkauf der Produkte übrigens nicht erzielen. Sollten sie tatsächlich mehr Geld durch den Verkauf der Produkte reinbekommen, als sie als Kredit gegeben haben, dann müssen sie den Differenzbetrag an den Händler auszahlen.

Fazit – Es geht auch anders

Möchte man ein weiteres Produkt in seine Reihen mit aufnehmen, ist der klassische Weg zu einer Bank also nicht der einzige Weg, den man gehen muss, da sich Banken selten mit den Transaktionsdaten von Waren zufriedengeben.

Eine Finanzierung mit Blick auf das Produkt anstatt auf den Händler, ist eine neue Art der Finanzierung, die den Onlinehandel der Zukunft sicher positiv beeinflussen werden.

 

Ihr habt Fragen zur Warenfinanzierung?
Postet diese gerne in die Kommentare.

 

Zur besseren Übersicht:

Zeit Thema
00:00 Intro
00:27 Nikolaus, wie bist Du zum Thema Warenfinanzierung gekommen?
01:28 Stichwort Geschäftsmodellinnovation
Kommt Ihr aus dem Bankenumfeld?
02:09 Das Rebranding von Amalendo zu Myos. Wie kam es dazu?
03:13 Einkaufsfinanzierung, Warenfinanzierung, Factoring
Kannst Du die Begriffe für uns abgrenzen?
04:48 Wie unterscheidet Ihr Euch von einem Fine Trader?
06:21 Welche Kosten sind mit der Warenfinanzierung verbunden?
07:47 In welcher Größenordnung sind typische Finanzierungen bei Euch?
08:35 Wie refinanziert Ihr Euch?
09:35 Step by Step
Wie funktioniert der Finanzierungsprozess?
11:03 Welche Nachweise müssen Amazon Seller bereitstellen?
12:49 Wie unterscheidet sich das initiale Onboarding von Folgefinanzierungen?
16:15 Kann ich nur Topseller mit Euch finanzieren?
17:15 Warum kann eine Bestellung zu mehr als 100% finanziert werden?
18:38 Können auch Hersteller Ihre Ware mit Euch finanzieren?
19:28 Was passiert, wenn ein Händler in Zahlungsverzug gerät?
24:26 Müssen Geschäftsführer oder Gesellschafter für die Finanzierung bürgen?
26:30 Wie kann man Dich kontaktieren?

 

Restposten, Großhandel, B Ware

Restposten, Risikobereitschaft und die Kunst der Verhandlung – Im Gespräch mit Stefan Grimm von restposten.de

Für Ottonormalverbraucher findet Shopping schon lange nicht mehr im Einzelhandel vor Ort statt. Auch wenn sich viele bemühen, den Wandel zu stoppen, verschiebt sich der Handel weiter und weiter ins World Wide Web.

Für Kunden ist das an Bequemlichkeit und Schnelligkeit nicht zu toppen. Doch wie sieht es im Hintergrund aus? Findet der Handel zwischen Ein- und Verkäufern von großen Mengen ebenfalls nur noch online statt?

Einer, der das weiß, ist Stefan Grimm. Mitgründer des B2B Marktplatzes restposten.de.

Ein Online Handelsplatz für diejenigen, die sich nicht für Einzelstücke interessieren, sondern in Paletten denken. Ein Geschäft mit hohen Stückzahlen, persönlichen Verhandlungen und kalkulierten Risiken.

Restpostenhandel – ein Geschäft mit kalkulierten Risiken

Stefan Grimm kennt dieses harte und schmutzige Geschäft, wie er selbst sagt.

Selbst als Postenhändler angefangen, hat er sich bereits 1997 mit zwei Kollegen dazu entschlossen, einen Online Handelsplatz für Überhänge anzubieten und gründete so restposten.de. Ein reiner B2B Marktplatz, lang vor der Zeit von „One-Click-Käufen“.

Doch trotz der Digitalisierung findet der Hauptteil des Ein- und Verkäufer-Geschäfts persönlich und via Telefon statt. Direktkontakt ist hier das Stichwort, und worauf es laut Grimm am meisten ankommt.

„Man muss bereit sein, Risiken einzugehen. Ich muss ein Killer Gen haben, muss in den Preishandel gehen und als Einkäufer dem Verkäufer auch auf den Zahn fühlen“, sagt er. „Man muss den Verkäufer anrufen und fragen: Was ist an dem Produkt? Wieso ist es ein Posten? Wie groß ist der Gesamtposten?“

Dieses Killer Gen verlieren viele Amazon Händler seiner Meinung nach. Denn viele von ihnen wollen eben keine Risiken eingehen, wollen alles automatisiert haben und denken zu technisch. Nach Grimms Meinung, ist für solche Leute der Postenhandel nichts.

Von einem zu wenig, vom anderen zu viel und immer diese Retouren

Doch was ist, wenn man in den Restposten Handel einsteigen möchte? Auf was muss man sich einstellen?

Für Grimm gibt es im Handel drei zentrale Wahrheiten:

  1. Jeder, der handelt, hat von seinen guten Artikeln zu wenig
  2. Von schlechten Artikeln hat man immer zu viel
  3. Wer etwas versendet, bekommt etwas zurück

So. Und was passiert mit Ware, die nicht an den Mann oder die Frau gebracht werden konnte, weil beispielsweise die Saison vorbei ist oder das Produkt eines Konkurrenten mehr Features hat? Fakt ist, es muss Warenbewegung da sein. Denn Plätze in den Lagern sind begrenzt und neue Produkte stehen schon in den Startlöchern. In diesem Fall ändert sich der Absatzkanal und man verkauft an andere Händler.

Für den Einkäufer bieten sich dabei verschiedene Chancen.
Man kann Restposten und Überhänge beispielsweise nutzen, um den Kunden Produkt-Bundles anbieten zu können. Wenn man beispielsweise Messer verkauft und dann über einen Restposten an Schneidebretter kommt, hat man ein super Kundengeschenk, eine gute Kundenaufwertung für wenig Geld und der Verkäufer ist froh, dass er sie los ist.

Restposten – Kein Handel mit Artikeln, sondern mit Margen

Doch wenn man mit den gekauften Restposten Geld verdienen möchte, gibt es wieder etwas, das man unbedingt beachten muss, weiß Grimm.

„Wenn ich Posten kaufe, dann kaufe ich sie ganz! Wenn es von einem Produkt 5.000 Stück gibt, dann bringt es mir nichts, wenn ich davon nur 1.000 kaufe und vier andere auch. Dann habe ich wieder BuyBox Wettbewerb und habe eigentlich nichts gewonnen.“ Das führt nämlich wieder zu Wettbewerb und Preisdruck. Wenn man also die finanziellen Möglichkeiten hat den kompletten Bestand zu kaufen, dann sollte man es auch tun. So erhält man die Preishoheit über den Artikel.“

Wie Grimm gerne sagt: „Man handelt nicht mit Artikeln, sondern mit Margen“.

Der Handel mit Restposten. Auch in Zeiten von Digitalisierung und Online Shopping noch immer ein Geschäft, dass von persönlichen Verhandlungen und den richtigen Strategien lebt.